Wir lachen im Schnitt viel zu selten und wenig. Warum haben wir uns das Lachen nehmen lassen? Und was können wir gewinnen, wenn wir wieder regelmäßig Lachen?
Faschingsdienstag – ein Tag der geteilten Meinungen. Viele ärgern sich über den Lärm, den Dreck, die Konfetti, die noch wochenlang überall zu finden sein werden und vor allem all die Besoffenen und Glasscherben. Einige wenige lieben diesen Tag und zu dieser Minderheit zähle ich mich dazu. Nicht wegen dem Lärm und den Scherben, sondern einfach weil ich finde, wir nehmen uns das ganze Jahr über schon viel zu ernst, da ist es doch einfach erfrischen, wenn wir wenigstens einen Tag im Jahr das nicht tun.
Wir haben es perfektioniert, uns gegenseitig nicht mal in die Augen zu schauen, geschweige denn anzulächeln. Blickkontakt und ein freundliches Lächeln ruft jedoch meist ein Lächeln als Antwort hervor.
Meine Liebe zum Faschingsdienstag entdeckte ich wieder, als ich mit Kindern arbeitete. Ihnen zuliebe verkleidetet ich mich natürlich auch, sang das „Rote Pferd“ und pustete Luftschlangen. Als ich damals von einem Job zum nächsten fuhr begegnete mir etwas Erstaunliches: jeder einzelne, der mir auf dem Weg begegnete, lächelte mich an. Und das in einer Gesellschaft, in der wir es perfektioniert haben, uns in den öffentlichen Verkehrsmitteln ja nicht in die Augen zu schauen und uns anonym durch die Einkaufsmassen der Innenstadt zu schieben ohne ein Wort mit unseren Mitmenschen zu wechseln. Daher möchte ich nochmal betonen: am Faschingsdienstag fand jede Person, der ich begegnete den Blickkontakt mit mir, lächelte mir zu und traf dabei auf einen lachenden Blick – ein durchaus bemerkenswertes Ereignis, gerade mitten im sonst so trüben Winter.
Während Kinder im Schnitt etwa 300 bis 400 Mal am Tag lachen, kommt ein Erwachsener nur noch auf rund 15 Lacher am Tag. Als Erwachsene brauchen wir also drei Monate, um so oft zu lachen, wie ein Kind an einem Tag. Was uns dazu gebracht hat, so ernst durch das Leben zu gehen, kann ich nicht sagen. Welchen Wert das Lachen und selbst das Lächeln für uns haben, möchte ich im Folgenden hervorheben. Vielleicht lässt auch du dich dann davon überzeugen, dich nächsten Fasching in eine lustige Verkleidung zu werfen.
Seit den 1980er Jahren gibt es einen Zweig der Wissenschaft, der sich nur mit dem Lachen beschäftigt: die Gelotologie. Seither wurden zahlreiche Studien durchgeführt und es lassen sich einige bemerkenswerte Ergebnisse festhalten. Beim Lachen erhält das Gehirn eine Art meditative Pause, eine Zeit, in der es nicht nachdenkt. Dabei erfrischt Lachen innerhalb von einer Minute genau so wie 45 Minuten Entspannungstraining. Beim Lachen werden Endorphine freigesetzt. Diese lassen uns nicht nur fröhlich und beschwingt fühlen, sondern lindern auch Schmerzen. Regelmäßiges Lachen kann auch dauerhaft die Schmerztoleranz erhöhen.
Auf die Lunge hat Lachen eine reinigende Wirkung und verbessert die Sauerstoffzufuhr. Männer lachen im Schnitt mit mindestens 280, Frauen sogar mit 500 Schwingungen je Sekunde. Dabei wird die Luft mit 100 km/h und mehr ausgestoßen. Dabei wird das verbleibende Lungenvolumen weit mehr geleert als sonst üblich. Das bedeutet wiederum, dass auch wieder mehr Raum für frische Atemluft und Sauerstoff ist – ergo, wir verbessern unsere Sauerstoffzufuhr.
Regelmäßiges Lachen kann den Bluthochdruck senken und das Herzinfarktrisiko mindern. Lachen hält die arteriellen Gefäße elastisch und beugt somit einer Arterienverkalkung vor. Außerdem fördert es die Ausscheidung von Cholesterin. Beim Lachvorgang aktivieren wir bis zu 135 Muskeln gleichzeitig. Dabei bewegen und lockern die Schwingungen die Bauchorgane, was der Verdauung zugute kommt. Nach der Aktivierung, lassen die Muskeln üblicherweise wieder los und können besser entspannen als zuvor. Auch Verspannungen kannst du dir förmlich weglachen.
Lachen verbessert die Sauerstoffzufuhr, mindert das Herzinfarktrisiko, lindert Ängste und Depressionen, stärkt das Immunsystem und trainiert nebenher die Bauchmuskulatur - und all das völlig nebenwirkungsfrei.
Lachen ist ein wirksamer Stresskiller. Es hilft bei Angst, Sorgen und sogar depressiven Verstimmungen. Auch Schlafstörungen können somit erleichtert werden. Jeder Lachanfall stimuliert die Immunabwehr und stärkt das Immunsystem. Lachen kann sogar körpereigene Botenstoffe (Interferon) aktivieren, welche die Vermehrung von Tumorzellen reduziert.
All das ist nur eine kleine Auswahl der bemerkenswerten gesundheitsfördernden Wirkungen von Lachen. Und während all das womöglich etwas vage und weit hergeholt klingt, kannst du dir die positiven Auswirkungen ganz leicht greifbar machen. Lachen ist keine Kunst, lachen kannst du überall und fast jederzeit. Selbst wenn du leise im Kopf lachst oder von ganzem Herzen lächelst, holst du schon ein paar der positiven Auswirkungen in dein Leben. Und wenn du dir vornimmst, jeden Tag wenigstens eine Minute zu lachen, wirst du wie ich vermutlich schnell merken, dass die Ergebnisse nicht lange auf sich warten lassen. Wahrscheinlich wirst auch du bald feststellen, dass sich deine Grundstimmung hebt, dass du banale Probleme nicht mehr gar so ernst nimmst und dass du entspannter und ausgeglichener durch den Alltag gehen kannst. Vielleicht merkst du dann auch, dass gewisse Sorgen und Ängste sich gar nicht mehr in dein Gehirn schleichen, wenn du regelmäßig lachst. Was auch immer dich am meisten überzeugt, probier es einfach aus und beobachte selbst, was sich in deinem Leben verändert.